L’Archéologie imaginaire

Simone Schardt & Wolf Schmelter

2009


Les Complices*, Zürich


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L’Archéologie imaginaire von Simone Schardt und Wolf Schmelter widmet sich der Frage nach der diskursiven Formation eines Gegenstandes, einer Anschauung an bestimmten Schauplätzen der Debatte. Mit Foucault gesprochen ist die daraus resultierende Ordnung nicht eine der Systematizitäten, der chronologischen Abfolgen, sondern wird permanent rücklaufenden Neueinteilungen unterzogen. Diese halten mehrere Vergangenheiten, mehrere Verkettungsformen, mehrere Hierarchien der Gewichtung bereit. Seinem intendierten Kontext eines Erinnerns historischer Abfolgen entnommen, erfährt das zeithistorische Dokument nunmehr eine Verschiebung zu einer Erzählung, die bruchstückenhaft bleibt, sich in den Leerstellen entspinnt und zugleich eine gedrängte Menge multipler Beziehungen andeutet.


In der mit L’Archéologie imaginaire betitelten Ausstellung als einem möglichen Schauplatz einer solchen Debatte zeigen Simone Schardt und Wolf Schmelter Zeichnungen, Collagen, Fotografien und ein Video. Schardts Zeichnungen und Collagen aus der Serie Einbruch des Realen (2008/2009) führen theoretische Grundlagen einiger Strömungen der Conceptual Art aus den 1960/70er Jahren im Duktus damaliger Produktionsweisen wieder auf. Massgeblich beinflusst durch Psychoanalyse, Postrukturalismus und Linguistik stützte sich gerade eine feministisch orientierte Richtung der Conceptual Art auf die Denkfiguren in den Schriften Jacques Lacans, die das Versprechen eines als nicht mehr einheitlich zu denkendes Subjektes in sich bargen. In Diagrammen, Textzitaten und Schablonenzeichnungen untersucht Simone Schardt die Tatsache, dass einige der in diesem Zusammenhang entstandenen Werke mittlerweile in einem Feld intervenieren, das sie selbst mit erschaffen haben. Der Bildraum in den Fotografien aus der Serie Angstraum (2008) von Wolf Schmelter lässt begehbare Landschaften assoziieren. Aufgeladen in ihrer dramatischen Lichtführung erlauben sie Einblick in etwas, das sich mit dem Sehen des Sehens umschreiben lässt und zugleich die Trennschärfe zwischen Gesehenem und Imaginiertem aufhebt. Die Orte, die hierfür aufgesucht werden – ein nächtliches Maisfeld, ein abgeschiedener Teich – verwandeln sich in der Art ihrer Darstellung in ein mythisches Dickicht, in einen phantasmatischen Raum als leere Oberfläche, als eine Art Leinwand für die Projektion des Begehrens.


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